Groß-Bieberau/Reinheim
Nachdem der ASV Gersprenztal 1932 e.V. , Reinheim-Ueberau, unter einem neuen Vorstand vor etwa 2 Jahren damit begonnen hat, seinen 4,8 km langen Pachtabschnitt der Gersprenz innerhalb der Stadt Reinheim von einem „reinen Forellengewässer“ zu einem der Größe und Beschaffenheit angemessenem Gewässer mit einem einheimischen und artenreichen Fischbestand zu entwickeln, wurde nun auch eine engere Zusammenarbeit mit dem ASV Groß-Bieberau vereinbart, insbesondere auch um eine gemeinsame Besatzstrategie für die kommenden Jahre zu entwickeln.
Grundlage dafür ist aber u.a. eine Aufnahme des derzeitigen Fischbestandes. Dies war bisher nur unzureichend über die Fangmeldungen der Bieberauer Angler möglich.
Am Samstag, den 25.06.22 haben daher die Ueberauer Angler mit ihrer speziellen Geräteausstattung und den beiden Elektrofischern Sören Veith und Hans-Jürgen Klein ausgeholfen, eine entsprechende Bestandsaufnahme durchzuführen. Im Beisein der beiden Vereinsvorsitzenden, Hermann Poth und Marco Pancino, wurde daher die Strecke von den Stadtgrenzen bis zum Zulauf des Fischbaches elektrisch abgefischt. Diese Methode bedarf einer speziellen Ausbildung und Geräteausstattung und ist nur mit besonderen Genehmigungen für besondere Aufgaben erlaubt.
Das Ergebnis der Befischung bildet nun eine wichtige Grundlage für weitere Besatzmaßnahmen der Gersprenz.
Insgesamt wurden 11 Fischarten nachgewiesen. Neben den zu erwartenden Fischarten Gründling, Bachschmerle und Döbel waren auch einige besondere Fischarten dabei:
- Fünf adulte („erwachsene“) Bachneunauge von 10-15 cm Länge. Diese leben als sogenannte Querder (zahnlos, ohne Augen) bis zu 6 Jahre verborgen im Feinsediment des Baches/Flusses und kommen erst bei ihrer Umwandlung zum adulten Bachneunauge in das Freiwasser zum Ablaichen zurück. Danach sterben sie. Neben den entsprechenden Strukturen sind sie auf sauberes Bach-/Flusswasser angewiesen. Sie sind extrem selten.
- 1 Schneider. Die ebenfalls sehr seltene Fischart wurde vor etwa 2 Jahren an der Stadtgrenze ausgesetzt und hat sich seitdem sowohl im Ueberauer Abschnitt als auch nun im Bieberauer Bereich gehalten.
- 1 Barbe und mehrere Nasen. Diese Fischarten wurde vor 1 bzw. 2 Jahren durch die Ueberauer Angler im Rahmen ihrer Maßnahmen zur Aufwertung der Gersprenz ausgesetzt (ehemals „ausgestorben“) und haben sich gut entwickelt und etabliert. Sie werden erst nach etwa 4 Jahren laichfähig. Es ist aber zu erwarten, dass sich durch weiteren Besatz und natürliche Reproduktion in wenigen Jahren ein entsprechender guter Bestand bilden wird.
- 1 kleine Bachforelle von etwa 3 cm. Da Bachforellen dieser Größe nicht eingesetzt wurden, ist dies ein Beweis dafür, dass sich Bachforellen hier natürlich vermehren.
Natürlich wurden auch größere Bachforellen bis 40cm Länge nachgewiesen.
Im Herbst soll eine weitere Teilstrecke abgefischt werden. Nach Auswertung aller Ergebnisse sollen dann wie erwähnt eine Besatzstrategie und gewässerverbessernde Maßnahmen besprochen und ab kommendem Jahr umgesetzt werden.
Die Maßnahmen zur Entnahme der invasiven Art Signalkrebs laufen weiter. Bislang hat der ASV Groß-Bieberau über 3.500 Stück gefangen, und der ASV Gersprenztal hat auch schon wieder über 2.500 Exemplare der Gersprenz entnommen.. Die Krebse werden von beiden Angelvereinen der Bevölkerung zur kulinarischen Verwertung übergeben.
Die Anlage von Kiesdepots werden in enger Zusammenarbeit mit der unteren Fischereibehörde und dem Gewässerverband auch in diesem Jahr fortgeführt, ebenso die Besatzmaßnahmen mit seltenen Fischarten mit Unterstützung der Oberen Fischereibehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt.