Am vergangenen Freitag (21.07.23) besuchte Bürgermeister Manuel Feick den Angelsportverein Gersprenztal aus Ueberau. Ziel des Bürgermeister-Besuchs war es, sich ein Bild über die Gersprenz und deren Fischbestand und zugleich über das Engagement der Ueberauer Angler für den Umwelt und Gewässerschutz an der Gersprenz zu machen.
Dabei kam die Elektrofischerei als Mittel der Bestandskontrolle der Fischbestände zum Einsatz. Unterstützt wurden die Angler auch von den Experten der Oberen Fischereibehörde beim RP Darmstadt.
Nach einem kurzen Meinungs- und Erfahrungsaustausch über das Fischsterben im „Reinheimer Teich“ im vergangenen Jahr ging es dann zur Bestandskontrolle auf einer rd. 550 Meter langen Gewässerstrecke zwischen der Straßenbrücke Ueberau, Karl-Marx-Straße, bis zum Ende der Kleingartenanlage mit dem Vereinsheim des ASV im Süden (Ackerau).
Wie allgemein bekannt, bemühen sich die Ueberauer Angler seit nunmehr rd. 3 Jahren verstärkt mit hohem personellen und finanziellen Aufwand um den Aufbau und den Erhalt einer dem Gewässer angepassten artenreichen heimischen Fischfauna, Dazu gehört auch die Wiederansiedlung von Fischarten, die seit Jahrzehnten in diesem Teil der Gersprenz nicht mehr vorhanden waren. In diesem Zusammenhang wurden – teilweise mit finanzieller Unterstützung der Oberen Fischereibehörde – in den letzten Jahren „neue“ Fischarten wie Barbe, Nase, Schneider oder Schlammpeitzger aus ausgesuchten Fischzuchten bezogen und in die Gersprenz besetzt. Dabei kam es den Anglern wie auch Behörden sehr darauf an, nur Fische zu besetzen, die von Elterntieren aus der Region (Einzugsgebiet Main-Gersprenz) stammen, um eine genetische Verfälschung auszuschließen. Die Elektroabfischung sollte also auch die Entwicklung dieser Maßnahmen dokumentieren.
Das Ergebnis der Bestandsaufnahme war hervorragend und selbst für die Angler überraschend.Trotz schlechter Bedingungen wegen der geringen Sichttiefe des Wassers wegen diffuser Einträge und damit verbundener geringer Fangquote von max. 20 Prozent wurden 274 Exemplare der folgenden Fische/Neunaugen festgestellt:
- 1 adultes Bachneunauge von rd. 20 cm Länge. Diese Art steht unter europaweitem Schutz und wurde bisher nie in diesem Abschnitt der Gersprenz nachgewiesen
- 20 Schneider (so heißt diese Art tatsächlich). Die Art gilt in Hessen als sehr selten, steht ebenfalls unter Schutz und wurde erstmals vor 3 Jahren in einer kleinen Stückzahl als Initialbesatz an der Grenze zu Groß-Bieberau eingebracht. Die Bestände haben sich seitdem hervorragend entwickelt.
- 18 Barben in verschiedenen Größen. Auch hier haben sich die Bestände und das Wachstum gut entwickelt. Die Art wurde erstmals in 2020 eingesetzt.
- 38 Nasen. Die Nasen wurden gleichzeitig mit den Barben eingesetzt. Längenwachstum und Bestände sind überaus gut und hoch erfreulich.
- 46 Bachforellen in verschiedenen Größen. Die Besatzfische stammen ebenfalls von Elterntieren aus der Gersprenz selbst und werden im südlichen Odenwald nachgezüchtet.
- Hohe Anzahlen an weiteren Fischarten wie Bachschmerlen, Gründlinge Hasel, u.a. aber auch Aale, Döbel und Stichlinge.
Wichtigste Erkenntnis ist aber, dass die neu eingesetzten und nach Jahrzehnten wieder angesiedelten Fische nun auch erstmals in dem Reinheimer Gewässerabschnitt reproduzieren und in den nächsten Jahren hoffentlich sich selbsterhaltende Bestände bilden. Dies war in diesem Umfang noch nicht zu erwarten, da viele Arten erst im Alter von 3-4 Jahren geschlechtsreif werden und sich der jetzt nachgewiesene Nachwuchs von den Fischen des ersten Besatzes aus 2020 stammen muss.
Die Ueberauer Angler begleiten natürlich die Entwicklung der Fische mit vielen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume und Laichgebiete. So werden regelmäßig Kiesdepots angelegt, weil es sich bei den o.a. Arten weitgehend um Kieslaicher handelt, deren Nachwuchs sich im Interstitial/Lückensystem des Kieses entwickelt. Ebenso wichtig ist das Einbringen bzw. Belassen des Totholzes im Gewässer und die Verbesserung von Strömungsverhältnissen. Nicht zu vergessen ist auch die Entnahme von Fremdarten wie dem Signalkrebs, weil dieser das gesamte Ökosystem des Gewässers extrem belastet oder zerstört. In 2022 haben die Angler über 10.000 Exemplare des Krebses entnommen und alle Tiere zur kulinarischen Verwertung kostenlos an die Bevölkerung übergeben.
Bürgermeister Feick, die Experten der Oberen Fischereibehörde und die Reinheimer Angler selbst waren tief beeindruckt über die teilweise sensationellen Ergebnisse, die im Anschluss an die Befischung noch einmal in der Vereinshütte des ASV Gersprenztal diskutiert und bewertet wurden. Die Ergebnisse gegen den Anglern Kraft und Motivation, ihr bisheriges hohes Engagement auch künftig fortzuführen.
Im Oktober wird eine weitere Kleinfischart, die Elritze, aus der Sinn bei Altengronau/Spessart bezogen und hier eingesetzt. Damit haben dann mind. 15 Fischarten in der Gersprenz bei Ueberau ein Neues Zuhause.
Ein Gedanke zu “Herausragende artenreiche Fischfauna in der Gersprenz”